Die chinesische Teekultur hat eine lange und vielfältige Geschichte und gilt als ein wesentlicher Bestandteil der traditionellen chinesischen Kultur. Im Rahmen des Chinakompetenz-Kurses „Einführung in die chinesische Teekultur“ fand vom 17. bis 19. Mai unter der Leitung von Prof. Dr. Volker Heubel, Tee-Experte und Mitglied des Instituts für Philosophie an der Fakultät für Humanwissenschaften der Tongji, eine Exkursion mit 12 deutschen und österreichischen Studierenden in die Wuyi Berge in der südlichen Provinz Fujian statt.
Einen Tag vor der Exkursion gab Prof. Dr. Heubel eine theoretische Einführung in die chinesische Teekultur und ihren philosophischen Grundlagen. Zudem erläuterte er die traditionelle chinesische Teezubereitung und demonstrierte das Aufbrühen von Tee mit eleganten Teesets.
Mit diesen Vorkenntnissen reiste die Gruppe in die Wuyi Berge, die sehr für die Teesorten Yancha (Steintee oder Felsentee) und Dahongpao bekannt sind. Am Samstagvormittag stellte Herr SHAO Changquan, Leiter des Instituts zur Erforschung der Teekultur in den Wuyi-Bergen „die zentralen geistigen Werte der Teekultur der Wuyi-Berge“ vor. Herr SHAO erklärte, dass der verwitterte Boden und die subtropischen klimatischen Verhältnisse für den Teeanbau die idealen Bedingungen schaffen. Beim Anbau gilt das wichtige Prinzip „der Natur Folgen“, was bedeutet, dass man nicht oder nur minimal in die natürlichen Gegebenheiten eingreifen sollte. Bei der Teeherstellung und beim Teetrinken wird eine Übereinstimmung von Mensch und Natur und eine innere Harmonie von Geist und Körper angestrebt.
Am Nachmittag besichtigte die Gruppe eine Teeplantage der Teefirma „Qian Zhi Ye“, wo die Teebüsche in sorgfältig gepflegten Reihen auf dem Berg wachsen. Anschließend wurde eine Teeverkostung in entspannter Atmosphäre durchgeführt., Es wurden diverse Untersorten des Steintees angeboten, so dass die Teilnehmer die Unterschiede in Aroma und Geschmack erfahren durften. Während der Tee Rougui (Zimt) einen intensiven, leidenschaftlichen Duft liefert, wirkt der Tee Shuixian (Narzisse) eher ruhig und nüchtern. Nach dem Teetrinken erhielt die Gruppe eine Führung durch die Produktionshalle, wo ein Überblick über die Phasen der Steintee Herstellung gegeben wurde. Der Besitzer erklärte ausführlich die einzelnen Bearbeitungsverfahren: vom Welken, Schütteln, Rollen bis zum Trocknen und Erhitzen.
Am nächsten Tag wurde die Gruppe im zen-buddhistischen Tempels „Tianxin Yongle“ vom Abt Zedao empfangen. Zedao gab eine Führung durch den Tempel und lud die internationalen Studierenden zu einem buddhistisch-vegetarischem Mittagessen ein. Nach einer Teevorführung wurde beim Teetrinken die geschichtliche Beziehung des Tempels zum Tee und des Zen-Buddhismus zur Teekultur erläutert. Anschließend besichtigte die Gruppe in der unmittelbaren Umgebung die Mutterpflanzen des Dahongpao Tees, die nahe an Felsen wachsen und deren Blätter zu den teuersten gehandelten Tees Chinas gehört haben. Den Abschluss der dicht geplanten Exkursion bildete der Besuch der Wuyi Akademie, die von dem Neo-Konfuzianer ZHU Xi in der Song-Dynastie begründet wurde.
Begeistert über das Naturerlebnis und das Gelernte fuhren am Sonntagabend alle erschöpft nach Shanghai zurück.
Die Exkursion vermittelte einen Einblick in die chinesische Teekultur insbesondere in die in den Wuyi Bergen gepflegte Teekultur und trug dazu bei, eine differenzierte Sichtweise auf die kulturelle Vielfältigkeit Chinas zu fördern.